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Was kann eine Action-Cam für 70€ ? Testbericht Somikon Action-Cam von Pearl

von Alois Niedermaier

Neben dem Platzhirsch GoPro haben sich in den letzten Jahren zahlreiche Mitbewerber auf dem Markt der Action-Cams  etabliert. Einer davon ist das Versandhaus Pearl.de mit seinen Somikon-Angeboten. Um die Somikon Action-Cam für 69,90€, genauer gesagt um die  „UHD-Action-Cam mit WLAN, Sony-Sensor, wasserdicht ohne Gehäuse, IPX8“, nach eigener vollständiger Angabe des Versandhauses, geht es im folgenden Testbericht.

Design und Optik

Die Somikon Action-Cam gleicht mit ihrem harten, matten Kunststoff dem typischen Aussehen der breiten Masse. Das Objektiv steht aus dem Gehäuse heraus und schließt mit einer robusten Glasabdeckung ab. In den Maßen von 6,5 cm Länge, 4,3 cm Höhe und 3 cm Breite gleicht sie auch in Ihrer Form in etwa der 7er Reihe von GoPro. Mit ihren 80 g Gewicht kommt sie etwas leichter als die Hero 7 White daher

Wasserdicht ist sie bereits ohne Gehäuse. So kann sie spontan auf Tauchgängen von bis zu 10 Metern Wassertiefe u.ä. verwendet werden, ohne das ein lästiges Gehäuse vonnöten ist. Pearl.de spricht von einem IPX8-Standard, was ich natürlich nicht genauer überprüfen konnte. Bestätigen kann ich jedoch, dass nach meinen intensiven Test`s keine Wassertropfen und kein Staub im Inneren zu finden waren.

Auf der Rückseite der Cam befindet sich ein normal großes 2 Zoll Display, welches allerdings in Sachen Blickwinkelstabilität, Schwarz/ Weißwerte und Auflösung nicht überzeugt. Dünne Displayränder sowie eine Touch-Funktion sucht man ebenso vergebens.

Im rechten Teil auf der Vorderseite findet man eine runde „Power“-Taste und eine „Mode“-Taste im gleichen Format , die ausreichend groß dimensioniert sind. Die abweichend in quadratischer Form gestaltete, ebenso ausreichend große, Auslöse-Taste befindet sich dort wo man sie vermutet, natürlich rechts auf der Oberseite direkt neben einer Status-LED. Hinter der leichtgängigen Akku-Klappe auf der Unterseite verbergen sich der Steckplatz für die Micro-SD und die Anschlüsse für Micro-USB und Micro-HDMI.

 

Zubehör und Ausstattung

Beim ersten Öffnen der Verpackung fällt sofort der sehr umfangreiche Lieferumfang ins Auge.

So findet man natürlich ein Ladekabel (Micro-USB auf USB) und einen Akku, der jedoch mit seiner Kapazität von 1050 mAh eine längere Anwendung verspricht, als ich dann im Praxistest feststellen konnte. Er hielt nur etwa 1 bis 1,5 h Dauernutzung ab, bis er dann wieder 4 h aufgeladen werden musste und dies unabhängig davon, ob die Cam mit Aufnahmen beschäftigt war oder nur das Display leuchtete. Positiv in Bezug auf eine Akkuschonung ist anzumerken, dass bereits nach 1 min ohne Betätigen eines Knopfes eine automatische Abschaltung des Displays erfolgt.

Neben der ausreichend großen Fernbedienung aus Kunststoff – mit den zwei farblich unterschiedlichen Bedientasten für den Foto- und Video-Auslöser (grau und rot) und den 2 Kontrolleuchten – welche sich durch ein an den Seiten zu befestigendes Klettband sekundenschnell in ein praktisches Armband verwandeln lässt, steckt weiteres sinnvolles Zubehör in der Verpackung. So kann man eine Einrast-Schnalle, eine Halterung mit Stativschraube, eine Lenkerhalterung, zwei Klettbänder, zwei Gurte, ein Winkeladapter, zwei Klebepads, eine Aufnahmeschiene und eine Handschlaufe zusätzlich sein Eigen nennen. Dieser Lieferumfang deckt die meisten Einsatzgebiete bereits komplett ab.

Sollte der Anwender dennoch etwas vermissen, ist die Action-Cam mit allem Standard-Zubehör kompatibel, denn sie besitzt auf der Unterseite eine solide Stativhalterung aus Metall. Alternativ kann sie in den zusätzlich mitgelieferten Rahmen, der nicht einmal in der Zubehörliste vermerkt ist, fest eingeklickt und auch dieser mit dem weiteren Zubehör stabil verschraubt werden. Dadurch ist zudem eine Drehung der Cam um 180 Grad möglich, wodurch diese sowohl in aufgestellter als auch in herabhängender Weise befestigt werden kann. Durch die an Ober- und Unterseite der Halterung vorhandenen Aussparungen ist es in beiden Varianten dennoch problemlos möglich, weiterhin den Auslöser per Fingerdruck zu betätigen. Lediglich die beiden sonst sichtbaren Status-LED´s neben dem Auslöser und am linken Rand des Display werden durch dem Rahmen verdeckt. Darüber hinaus ist auf der Rückseite der Halterung das Einschieben der ebenso nicht in der Zubehörliste auftauchenden Klammerhalterung vorgesehen, wodurch sich auf einfache Art zahlreiche weitere Befestigungsvarianten an Objekten wie z.B. Vorhängen u.ä. ergeben.

Das in der Cam verbaute Mikrofon ist aufgrund der Dichtheit nach IPX8-Standard eher von mäßiger Qualität. Gleiches gilt für den Lautsprecher.

Bedienung und Menüführung

Bei einer Aktion-Cam besteht der Sinn üblicherweise nicht im Einstellen von Blende, ISO usw. Eine solche Cam soll immer „ready to shoot“ sein, also anschalten und sofort mit der Aufnahme beginnen. So ist es auch bei dieser Somikon gedacht. Schaltet man sie ein, so bekommt der Nutzer die Oberfläche zum Aufnehmen eines Videos angezeigt. Drückt man dann auf den Auslöser, so wird die Videoaufzeichnung gestartet. Kritisch hierbei: Die Kamera benötigt etwa 10 Sekunden um zu starten. Wer also schnell etwas aufnehmen will, wird sich hin und wieder über die Startzeit ärgern.

Neben dem voreingestellten Videomodus gibt es noch den Fotomodus. Betätigt man den „Modus“-Knopf, so schaltet die Cam auf diesen Modus um. Betätigt man nun den Auslöser, so wird ein Foto aufgenommen. Die angezeigten Informationen gleichen dem im Videomodus. So erfährt man durch kleine Anzeigen ober und unterhalb des Livebildes welche Auflösung eingestellt ist, wie es um den Akku steht, bekommt das aktuelle Datum sowie die Uhrzeit und die noch mögliche Aufnahmezeit angezeigt. Im Falle einer Videoaufnahme erscheint zusätzlich noch die Aufnahmedauer. Wichtig zu vermerken ist hierbei, das die Kamera nur 15 Minuten am Stück aufnehmen kann, was allerdings nicht tragisch ist, da sie nach diesen 15 Minuten automatisch eine neue Aufnahme startet.

Klickt man im Fotomodus erneut auf die „Modus“-Taste, so wird man in die Galerie weitergeleitet. Hierbei besitzt die Kamera zwei unterschiedliche Einteilungen. Zuerst erscheinen nur die Videoaufnahmen und nach einem erneuten betätigen dieser Taste, bekommt der Nutzer die Fotos zu Gesicht.

Zu den Einstellungen der Action-Cam gelangt man durch erneutes Betätigen der „Modus“-Taste. Dabei arbeitet man sich von Videoeinstellungen, zu Fotoeinstellungen bis zu den Allgemeinen Einstellungen durch. In diesem Bericht alle Einstellungsmöglichkeiten aufzulisten wäre zu komplex. In dieser Stelle möchte ich nur auf die möglichen Auflösungen aus dem Unterpunkt „Bildqualität/Videoqualität“ , die Belichtung mit Weißabgleich und den Aufnahmetimer eingehen.

Wenn man die Auflösung einstellen möchte, dann fällt sofort auf, das einige Auflösungen mit dem Vorwort „RSC“ verfügbar sind. Das ist – um es kurz zu erklären – eine Stabilisierung, bei der die Cam versucht, das Wackeln, welches bei sportlichen Aktivitäten entsteht, auszugleichen. Einen großen Unterschied habe ich persönlich aber nicht feststellen können. Bei der Belichtung verfügt die Cam über Einstellungsmöglichkeiten im Bereich von -2 EV bis 2 EV, was die meisten Einsatzgebiete abdeckt. Des weiteren wäre der Weißabgleich einstellbar. Ich empfehle jedoch den Modus „Automatik“, da dieser die Weißwerte am besten trifft. Wie bereits erwähnt, lässt sich noch ein Aufnahmetimer einstellen und zwar in den beiden Varianten von 2 oder 20 Sekunden.

Um Aufnahmen speichern zu können, muss sich eine Micro-SD Karte in der Cam befinden, wobei die Somikon nur Karten in dem Format „FAT32“ ließt, was etwas nachteilig ist. Das ist kein Standardformat, weshalb viele Geräte (z.B. Fernseher oder Handy´s) dieses Format nicht lesen können und es ist schwieriger die Karte in diesem Format zu formatieren. Ich benötigte dazu ein extra Tool.

Ein Highlight der Action-Cam stellt die Steuerung über eine App dar. Zur Verbindung mit einem Smartphone muss im Einstellungsmenü der Kamera nur das WLAN aktiviert werden und die App „Digitales Echtzeitvideo“ gestartet werden. Nach einer kurzen Verbindungszeit, bekommt man eine Übersicht über die verschiedenen Funktionen der App. Dabei ist es beispielsweise möglich,  Fotos/Videos zu importieren sowie ein Livebild der Kamera zu erhalten.

Das Importieren erklärt sich von selbst. Schaut man sich das Livebild an, stellt man fest, das die Verbindung sehr instabil wirkt. Ist das Smartphone in unmittelbarer Nähe (<1 Meter), dann wird das Bild ohne große Verzögerung angezeigt. Befindet sich das Smartphone über einem Meter von der Kamera weg, bricht die Verbindung in den meisten fällen ab. Hier zeigen Mitbewerber das es deutlich besser geht. Ein weiteres, nützliches Feature in der Livebild-Funktion ist das Einstellen von Auflösung, ISO, Belichtung, Weißabgleich usw. direkt in der App. Das ist auch um ein ganzes Stück übersichtlicher, als im Einstellungsmenü der Action-Cam selbst.

Wer gerade kein Smartphone zur Fernsteuerung dabei hat, der kann auch per mitgelieferter Fernbedienung ein Video starten oder ein Foto aufnehmen. Die ist sehr anfängerfreundlich gestaltet, da die zwei Tasten auf der Fernbedienung mit den jeweiligen Symbolen versehen sind und jeweils eine Kontrollleuchte existiert. Die Infrarot-Verbindung reicht für etwa etwa 1 bis 2 Meter.

Bildqualität/ Videoqualität

Ein großes Problem der günstigeren Action-Cams ist natürlich die Bildqualität. Laut Hersteller sind bei der Somikon 4K bei 30 FPS möglich. Ob es sich hierbei um natives 4K oder lediglich um hochskaliertes Full HD handelt, lässt sich schwer sagen. Wer kein 4K benötigt kann auch auf andere Auflösungen zurückgreifen. Denn neben 4K beherrscht die Action-Cam 2,7K bei 30 FPS, Full HD bei 60 FPS und HD bei 120 FPS. Gerade letztere Auflösungen sind für die Slow-Motion (Zeitlupe) von besonderer Bedeutung, denn hier merkt man den Unterschied zwischen 30, 60 und 120 FPS deutlich.  Bei der Aufnahme von Fotos kann der Nutzer zwischen den  Auflösungen 5, 8, 12,16 oder sogar 20 Megapixel wählen.

Aufgenommen wird alles von einem Sony CMOS Sensor mit 8 Megapixeln, welcher hinter einem 170 Grad Weitwinkelobjektiv sitzt. Dabei verfügt die Action-Cam über eine Blende von f2.8, was eigentlich eine gute Qualität auch bei Dunkelheit verspricht. Videos werden hier in dem klassischen H.264 Kodec und mit der Dateiendung „.MOV“ gespeichert. Dieses Format ist für manche Schnittsoftware problematisch. Bilder werden aber immerhin mit einer üblichen „.jpg“ Dateiendung versehen.

Die Somikon besitzt außerdem eine Serienbild- sowie eine Zeitrafferbild-Funktion. Durch den relativ langsamen Prozessor sind beim Serienbild allerdings nur 3 oder 5 Bilder die Sekunde möglich. Bei der Funktion Zeitraffer schießt die Kamera alle 60, 30, 10, 5 oder 1 Sekunden ein Foto die sich dann zu einem Zeitraffer zusammenschneiden lassen.

Schaut man sich die verschiedenen Bilder an, stellt man schnell fest, dass diese für den Preis der Cam richtig gut aussehen. Die Schärfe und Farben sind okay. Der Kontrast könnte meiner Meinung nach noch etwas höher sein, aber sonst kann man die Bilder durchaus loben. Anders sieht es mit den Videoaufnahmen aus. Um es kurz zu fassen: Die Videos sind verwaschen, blass und unnatürlich. Man erkennt keine Details, die Farben sehen nicht gut aus und auch die Schärfe ist wirklich schlecht. Das kann jedes Smartphone besser, um nicht zu sagen viel besser. Das gibt logischer Weise einen klaren Minuspunkt für die Cam. Die Aufnahmen kann man sich vielleicht mit Freunden anschauen, aber wer mit dieser Kamera Videomaterial für Youtube und Co. produzieren möchte, den muss ich leider enttäuschen. Gerade wenn es dunkel wird fängt das ganze Bild an zu rauschen und selbst wenn man manuell gegensteuert – was ohnehin schon fast unmöglich ist – sieht das Bild sehr schlecht aus.

Fazit

Gerade für Einsteiger bietet diese Somikon ein gutes Gesamtpaket. Für preiswerte 70 EUR bekommt man vom Versandhändler pearl.de ein solides und variabel einsetzbares Gerät mit sehr umfangreichen Lieferumfang. Dabei sollte man jedoch eher die Fotorichtung bevorzugen, da die Videoqualität nicht wirklich zufriedenstellend ist.  Schade eigentlich, denn anhand der Tatsache das die Fotos wirklich gut aussehen, ist zu erkennen, das der Sensor deutlich mehr kann, als er in Sachen Video zeigt. Hier sollte Somikon dringend noch einmal nachbessern.

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