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Wenn Musik durch Mark und Bein geht – Die Aftershokz Trekz Air

von Stefan Bendl

Disclaimer:

Eins vorweg: Die Kopfhörer eignen sich nicht für jeden. Umso interessanter sind sie allerdings für diejenigen, die abseits von Traditionellem das Besondere suchen.
Denn nicht nur die Materialwahl ist z.B. mit Titan eher außergewöhnlich, auch die Übertragungstechnik ist mit bone conducting (Schallübertragung über den Schädelknochen) mal was komplett anderes!
Schallübertragung über den Knochen, das liest sich nicht nur komisch, das erzeugt auch beim ersten Mal ein extrem außergewöhnliches Gefühl. Ich hatte ein permanentes Kitzeln erwartet, unklare Klänge und leise Wiedergabe. All das traf jedoch absolut nicht zu. Auf den Klang gehe ich aber später noch genauer ein.

Die etwas andere Art Musik zu hören

Die etwas andere Art Musik zu hören

Lieferumfang:

Neben den Trekz Air bekommen wir ein stylisches, dreieckiges Gummi-Case für die Hörer und ein Ladekabel. Außerdem – was ich witzig finde – „passive Noice Cancelling Earbuds“, von manchen vielleicht etwas plump als Ohrstöpsel bezeichnet. Diese sind tatsächlich dafür gedacht, in Situationen mit permanenter Lärmbelastung wie Bahn oder Flugzeug selbige zu eliminieren. Für Situationen wie Straßenverkehr wird – aus verständlichen Gründen – eindeutig von der Nutzung dieser „Stöpsel“ abgeraten.
Hier ist auch schon einer der größten Vorteile der Trekz Air erkennbar: Trotz Musik im Ohr bekommt man noch alles um sich herum mit. Das ist es, was die Kopfhörer so außergewöhnlich macht. Dieses Gefühl wie bei einem Mischpult einfach einen weiteren Kanal für die Musik zu haben, den man beliebig zum Umgebungs-Signal mischen kann. Einfach faszinierend und praktisch zugleich, da nicht nur Musik über die Hörer wiedergegeben wird, sondern auch telefoniert werden kann.

Der Lieferumfang der Aftershokz Trekz Air ist umfangreich.

Der Lieferumfang der Aftershokz Trekz Air ist umfangreich.

Die Tasche der Aftershokz Trekz Air besteht aus Gummi und ist innen mit Stoff ausgekleidet.

Die Tasche der Aftershokz Trekz Air besteht aus Gummi und ist innen mit Stoff ausgekleidet.

Materialwahl:

Laut Aftershokz wurde beim hier vorliegenden Topmodell „Trekz Air“ überall wo es möglich war Titanium benutzt. Dadurch wird das Gewicht gering und die Soundqualität hochwertig gehalten. So konnte zum Beispiel der Nackenbügel unfassbar dünn gemacht werden, ohne dass er an Spannkraft oder Elastizität verliert. Der Bügel ist tatsächlich dünner als das Kabel meiner Beyerdynamic DT770 Pro Kopfhörer!

Der Nackenbügel ist dünner als ein durchschnittliches Kopfhörerkabel!

Der Nackenbügel ist dünner als ein durchschnittliches Kopfhörerkabel!

Um dem Material bei Hautkontakt dennoch ein möglichst angenehmes Gefühl zu geben, wurde alles mit einer Softtouch Oberfläche überzogen. Die Oberflächen der Schallwandler bestehen aus Silikon, die Bedienknöpfe sind aus Kunststoff. Der Ladekontakt wird mit einer Gummilasche vor Schmutz und Feuchtigkeit geschützt. Dadurch sind die Trekz Air nicht nur unempfindlich gegen Schweiß vom Sport oder Staub aus der Wüste, sondern überstehen auch einem überraschenden Regenschauer während des Joggens.

Gute und funktionelle Materialwahl

Gute und funktionelle Materialwahl

Die Schallwandler bestehen aus Silikon, auch alle anderen Flächen sind gummiert.

Die Schallwandler bestehen aus Silikon, auch alle anderen Flächen sind gummiert.

Durch die Materialwahl sind die Kopfhörer nicht nur besonders klein und schlank geraten, sondern darüber hinaus mit gerade mal 30g (!) auch besonders leicht. So halten sie auch bei viel Bewegung sicher am Kopf und stören in keiner Situation.

Klang:

Wie anfangs erwähnt sind die Trekz Air nicht für jedermann. Die Geister werden sich nämlich am Klang scheiden. Bone conducting ist noch nicht so weit entwickelt wie konventionelle Schallwandler. Daher darf man nicht erwarten hier den perfekten Klang zu bekommen. Allerdings ist das, was Aftershokz mit diesen Kopfhörern produziert hat schon sehr beachtlich! Überaus klare Mitten und erstaunlich klare Höhen, das überraschte mich. Der Hochtonbereich ist für Stimmen und normale Musik einwandfrei, für detailreiche Musik und anspruchsvolles Hören aber etwas zu wenig. Ebenso gestaltet sich der Bassbereich. Möglich wäre natürlich erheblich mehr, aber man muss hier den Konsens zwischen Gewicht, Akkulaufzeit und Bassvolumen bedenken. Um Mehr Tiefgang zu bekommen bräuchte man leistungsstärkere Schallwandler und diese würden höheren Stromverbrauch und mehr Gewicht mit sich bringen. Was im Geiste von Aftershokz selbstverständlich kontraproduktiv ist. Interessanter Weise verstärkt sich der Bass, wenn man die Ohrstöpsel – pardon, die noise cancelling earbuds – einsetzt, spürbar! Ebenso funktioniert der Stereo-Effekt einwandfrei!

Die Multi-Funktionstaste auf der linken Seite ermöglicht neben start und stopp viele andere Funktionen

Die Multi-Funktionstaste auf der linken Seite ermöglicht neben start und stopp viele andere Funktionen

Es ist ja auch nicht so, dass gar kein Bass aus den Trekz Air rauskommt. Dieser ist eben nur sehr zurückhaltend. Das mag jetzt für den einen oder anderen das Ausschluss Kriterium sein, aber für Leute die sich für die neuste Technik und die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben interessieren: Sehr interessant! Bedenkt man die Schwierigkeiten, die diese Technik mit sich bringt, wie Stromverbrauch oder Übertragungstechnische Probleme: Wo sitzt der Wandler, wie stabilisiert man den Hörer auf dem Kopf, wie viel Anpressdruck braucht man? Und wie viel Druck hält der durchschnittliche Hörer aus?

Besonderheiten:

Mit dem Trekz Air ist Aftershokz hier ein sehr ausgewogener Kopfhörer gelungen, der die Balance zwischen all diesen Anforderungen und Problemen meistert.
Chapeau!
Wie es sich für ein modernes Headset gehört, verfügen natürich auch die Trekz Air über ein Mikrofon zum Telefonieren und für Sprachbefehle. Außerdem ist „Audrey Says“ an Bord. So nennt Aftershokz die Stimme, die den Benutzer über Akkustand, Pairing und sämtliche anderen Dinge informiert, in denen man eine nette englische Stimme gebrauchen könnte.
Als Besonderheit verfügt der Trekz Air außerdem über einen eingebauten Equalizer, der entweder den Bass anhebt, oder absenkt, was die Vibrationen verringern kann. Wirklich hörbar ist das aber nur während der Benutzung der Ohrhörer. Und als i-Tüpfelchen gibts eine „LeakSlayer“ genannte Technik, die nach außen dringende Geräusche der Hörer auf ein Minimum reduziert.

Das Mikrofon zum telefonieren und für die Sprachbefehle

Das Mikrofon zum telefonieren und für die Sprachbefehle

Technische Daten laut Aftershokz:

Akkulaufzeit: 6 Stunden
Ladedauer: 2 Stunden
Übertragungsbereich: 20 – 20.000Hz
Bluetooth 4.2
Gewicht: 30g

Fazit:

Die Aftershokz Trekz Air sind für den Preis von ca. 170€ ein modernes Stück Technik für technikbegeisterte und Leute, die ihre Musik genießen wollen, aber gleichzeitig alles um sich herum mitkriegen wollen. Ich benutze diese Kopfhörer während ich mit meiner Tochter im ICE von Augsburg nach Berlin sitze. Der Vorteil, alles um einen mit zu kriegen ist wirklich toll. Egal ob es Durchsagen des Schaffners oder ein Anliegen meiner kleinen Begleitung ist, mir entgeht einfach nichts, auch nicht meine Musik.
Die Trekz Air sind tolle Kopfhörer mit perfekter Verarbeitungsqualität und interessanter Technik, die ich in Zukunft sehr oft benutzen werde.

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Adventskalender Türchen Nummer 3: Aftershokz Trekz Air Headphones - Techniktest-Online 3. Dezember 2019 - 19:25

[…] hier unserer Testbericht zu den […]

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