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Huawei P20 lite – Der kleine Bruder ganz groß?

von Alois Niedermaier

Wie alles begann….

Am 27.03.2018 schickte sich Huawei an den Smartphone Markt zu revolutionieren. Es wurden drei Modelle des P20 vorgestellt, die unterschiedliche Käuferschichten ansprechen sollten. Das Hauptaugenmerk lag jedoch auf dem P20 Pro, welches durch die erstmalige drei Kameratechnik auf der Rückseite für Schlagzeilen sorgte. Die beiden kleinen Modelle, namentlich P20 und P20 lite, wurden weniger innovativ und überdimensional ausgestattet.

Warum ein P20 Pro kaufen, wenn man für ein Drittel des Preises ein vermeintlich ähnliches Produkt erhalten kann

Um es vorweg zu sagen, mir war klar, dass ein lite Produkt nicht mit der pro Version mithalten kann (was auch sinnlos wäre). Dennoch bestand eine minimale Hoffnung. Dabei sah es zu Beginn nicht schlecht aus. Der Lieferumfang überzeugt und das Zubehör muss sich nicht verstecken.

Das Huawei P20 ausgepackt.

 

Nimmt man das Huawei in die Hand, fällt direkt eine wertige Verarbeitung auf. Das Smartphone liegt gut in der Hand, daher erscheinen die 5,8 Zoll nicht als groß. An dieser Stelle könnte man ein ganzes Datenblatt mit technischen Angaben auflisten und bewerten. Doch es geht in diesem Kommentar um eigene Erfahrungswerte und Eindrücke zum kleinsten Huawei Bruder.

Wie schlägt sich das Huawei P20 lite im Alltag

Das Smartphone ist schnell eingerichtet und schon arbeitet man mit EMUI-Version 8.0, die für mich persönlich leicht verspielt wirkt. Wie bei Apple auch gibt es keinen App Drawer, heißt die Apps liegen nur auf dem Startbildschirm und müssen in Ordner versteckt oder direkt gelöscht werden. Unter den Einstellungen ließ sich dies aber schnell ändern und schon waren nur noch meine wichtigsten Apps auf dem Startbildschirm.

 

Das Huawei P20 lite vorm Einrichten

 

Nachdem ich das Gerät für mich personalisiert hatte ging es auch schon los. Es ist mein erstes Gerät mit einer Notch und könnte vielleicht auch mein Letztes gewesen sein. Die ersten Stunden war ich begeistert, weil ich mir dachte es sei hip und praktisch. Die Ernüchterung trat schnell ein und auch das Verbergen der Notch in den Einstellungen half kaum. Ich möchte keine Grundsatzdiskussion über die Daseinsberechtigung führen, aber es ist mir nicht ersichtlich wie das im Alltag funktionieren soll. Neben dem Empfang und dem Netzbetreiber im linken oberen Eck ist gerade einmal ein Symbol frei für Benachrichtigungen. Für mich ein Alltagskiller, aber damit kämpfen alle Hersteller und müssen auf Android 9 warten.

Das P20 lite liegt extrem gut in der Hand.

Wichtige Merkmale

Neben der Handhabung gibt es zwei weitere Kernkompetenzen in denen ein Smartphone für mich gut abschneiden muss: Akkulaufzeit und Kamera.

Der Akku wird mit 3000mAh angegeben und liegt damit im Durchschnitt. So verhält es sich leider auch in der Praxis. Ein ganzer Tag bei moderater Nutzung ist leider nicht möglich, da haben mich einige anderen Modelle (Pixel 2XL, iPhone 6, Xiaomi A1) besser bis in den Abend oder nächsten Tag geführt. Ich kann nicht genau sagen ob es an der Benutzeroberfläche oder dem Prozessor liegt, aber hier müsste Huawei nacharbeiten.

Ähnlich verhält es sich mit der Kamera, die mit 16&2 Megapixeln auf der Rückseite und einmal 16 Megapixeln auf der Front ausgestattet ist. Mich überzeugen die unterschiedlichen Modi die zur Auswahl stehen, dazu gehören unter anderem ein Zeitraffer, Bokeh Effekt und unzählige Filter. Auch die angesagten Hunde-, Katzen-, Eulengesicher sind bereits vorinstalliert und können für lustige Bilder sorgen – auch wenn ich persönlich keinen Wert auf diese Funktionen lege. Doch umso größer die Auswahlmöglichkeiten an Filtern sind, umso weniger überzeugt die Kamera selbst. Die Tageslichtaufnahmen bewegen sich in der oberen Mittelklasse und müssen sich nicht verstecken, anders sieht es bei Nachtaufnahmen aus. Diese wirken sehr pixelig und haben ein unangenehmes Rauschen. Schade eigentlich, da man mittlerweile mit dem Namen Huawei eine gute Kameraqualität verbindet.

Mein letzer Kritikpunkt bleibt das Arbeitstempo. Mit 4GB Ram und einem Kirin 659 bewegt sich die Ausstattung gerade so im Durchschnitt und das merkt man auch. Einige Apps stürzen immer wieder ab und laufen nicht ruckelfrei, schade bei einem Smartphone für 330€. Auch das Öffnen der Apps geschieht mit einer leichten Verzögerung und stört beim Wechseln zwischen den Anwendungen.

Viel Schatten aber auch etwas Licht

Nachdem ich einige negativen Aspekte aufgeführt habe, muss man dem Huawei aber auch viel Lob spendieren. Das P20 lite liegt einfach super in der Hand und die Größe ist exakt die, die ich präferiere. Ich habe es in der Farbe „Klein-Blue“ getestet, ein schönes und elegantes Blau, dass trotzdem ein Hingucker ist. Sollte es Probleme mit dem Handling geben, hat Huawei einen sogenannten Einhand-Modus verbaut. Damit kann das Display auf 4 Zoll reduziert werden und ist spätestens jetzt mit einer Hand nutzbar. Außerdem gefällt mir die Tatsache, dass das Gerät den Ausgang für Kopfhörer behalten hat und man auf einen unnötigen Adapter via USB Typ C verzichtet. Apropos USB Typ C, die Schnellladefunktion erfüllt ebenfalls ihren Job und lädt das P20 lite in knapp 1 1/2 Stunden vollständig auf.

Fazit

Viele Worte habe ich benutzt um euch zu erklären, was mir an dem kleinsten und günstigsten Smartphone der P20 Reihe gefällt oder auch nicht. Ich sage es frei raus, mir ist das Gerät zu teuer. Zur Zeit verlangt Huawei 330€ für das P20 lite und liegt damit, meiner Meinung nach 100€ über dem zumutbaren Preis. Gerade der ruckelnde Prozessor, der typisch Android, in Zukunft nicht besser laufen wird, stört beim Arbeiten. Die Kamera hat Schwächen, aber reicht für den normalen Einsatz aus. Einzig die Verarbeitung überzeugt mich und erinnert fast an die eines Apple Modells. Wer eine Alternative sucht, sollte auf das Xiaomi Redmi 5 Pro (170€) oder das Honor 10 warten. Hier solltet ihr definitiv mehr für euer Geld erhalten.

 

 

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