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Bildung trifft auf Medien – Warum lernen Schüler von heute mit Medien von gestern?

von Alois Niedermaier

In Frankreich löst die Verabschiedung eines Gesetztes zum Handy-Verbot in Schulen eine große Debatte aus. Aber warum und gibt es nicht die Möglichkeit Bildung und Medien miteinander zu verbinden?

In Frankreich verabschiedete man dieses Jahr ein Gesetz, dass ein Verbot von internetfähigen Geräten in Schulgebäuden untersagt. Damit erhofft man sich viele Probleme zwischen Schüler, Lehrern und Eltern zu verringern, die durch Aufnahmen im Unterricht und Austausch von Gewaltvideos entstanden sind.

Bereits nach einigen Schulhofrazzien auf Schulhöfen in Bayern verabschiedete man ein Gesetz zum Verbot von Smartphones an Schulen. Damit war und ist man das einzige Bundesland, welches ein Verbot für Schulen ermöglicht hat.

Sinn und Nutzen eines Handyverbot an Schulen

Betrachtet man das Handyverbot aus der Perspektive der Schüler werden diese ihrem wohl wichtigsten Begleiter beraubt. Das Smartphone bildet heute den Dreh- und Angelpunkt im Leben von Kindern, Jugendlichen, aber auch Erwachsenen. Nichts geht mehr ohne den Handheld und so fühlen sich die Schüler zu Unrecht beraubt.

Setzt man sich aber aus der Perspektive der Lehrer mit dem Problem Smartphone in der Schule auseinander, so wird eins schnell deutlich. Handys stören den Unterricht und lenken die Schüler vom Wesentlichen ab, aber auch das Risiko gefilmt zu werden gefällt den meisten Lehrkräften nicht.

Welche Lösungen gibt es für ein friedliches Miteinander?

Vereinfacht gesagt gibt es lediglich zwei Möglichkeiten für den Umgang mit dem Smartphone an den Schulen. Die erste Option ist es, das Verbot deutschlandweit durchzusetzen und damit eine handyfreie Zone auf dem Schulgelände zu schaffen. Dadurch würden viele Probleme vor Ort gelöst werden und die Tatsache, dass ein Austausch nur direkt miteinander funktioniert, als sich über das Smartphone auszutauschen könnte sich als Vorteil erweisen.

Die zweite Option lauert hinter dem Begriff „Medienkompetenz“. Darunter versteht man den geschulten und zielorientierten Umgang mit Medien im Unterricht.

Schüler sollen dazu angehalten werden, ihr Medium im Unterricht zu nutzen und zu entdecken. Betrachtet man den technischen Zustand an deutschen Schulen, so sind es weniger als 30%, die Schüler durch moderne Medien auf den zukünftigen Alltag vorbereiten können. Medienkompetenz ist der Schlüssel für eine ganze Generation an jungen Menschen, die ihr Smartphone, Tablet oder Computer zwar bedienen, aber nicht zielgerichtet nutzen.

Wie sieht geschulte Medienkompetenz im Alltag aus?

Schülerinnen und Schüler werden dazu angehalten ihre digitalen Medien im Schulalltag sinnvoll zu nutzen. Dazu gehören das Recherchieren von Informationen, was weit über das Lesen eines einfach Wikipedia Eintrags hinaus geht. Das Erstellen und Vorstellen von Präsentationen, die erarbeitete Ergebnisse darstellen und für Mitschüler sinnvoll aufbereitet wurden. Oder auch das einfache Bearbeiteten von Dokumenten und Tabellen ist für die spätere Arbeitswelt. Schüler sollen dabei auch möglichst ihr eigenes Smartphone nutzen um das Arbeiten realitätsnah zu gestalten. Dazu müssen bereits geschulte Lehrpersonen Grundregeln für den Umgang mit dem Medium besprechen. Für viele Schüler hat der Reiz der Benutzung ihres Smartphones einen positives Impuls auf das Arbeits- und Sozialverhalten im Unterricht.

Was fehlt an deutschen Schulen?

Bevor über Schüler und die sinnvolle Mediennutzung gesprochen werden kann, muss die Infrastruktur an den Schulen einen enormen Fortschritt leisten. Wichtig ist dabei die Hardware, viele Schulen besitzen weder Smartboards, Tablets, leistungsstarke Computer oder einen Internetanschluss mit freiem Zugang. Aber auch die Software in Form von Lizenzen für Schreibprogramm oder Betriebssysteme ist oft älter als die Schüler selbst. Ein weiterer Bausteine für eine zukunftsorientierten und realitätsnahen Unterricht sind die Lehrkräfte an den Schulen. Diese benötigen Weiterbildungen um nicht ungeschult den Umgang mit den Medien zu vermitteln. Sollten diese beiden Punkte durch die Politik gewährleistet sein, steht für einer zukunftsorientierte Schule nichts im Weg.

Fazit

Die Frage nach einem generellen Handyverbot an Schulen kann nur durch eine Überarbeitung der Bildungspolitik geklärt werden. Das Ziel sollte es sein interessierte und wissbegierige Schüler mit dem Medium Smartphone in der Schule ankommen zu lassen. Die intrinsische Motivation der Schüler sollte von der Schule genutzt und in den wichtigen Phasen den Unterrichts genutzt werden. Es ist Augenwischerei, wenn man Jugendlichen das Smartphone in der Schule vorenthalten möchte und es im Gegenzug von Erwachsenen in jeder Lebenslange und sogar auf der Arbeit genutzt wird. Smartphones gehören zu unserem Alltag und müssen daher in einem sinnvollen Kontext auch an Schulen genutzt werden.

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