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Kabelgebundene oder drahtlose Kopfhörer: Die Vor- und Nachteile im Überblick

von Manuel Osswald

Kopfhörer sind neben den Lautsprechern die wohl populärste Art, um mobil und unabhängig Musik zu konsumieren. Dabei macht man sich oft gar keine Gedanken darüber, wie Kopfhörer eigentlich angeschlossen werden bzw. welche Vor- und Nachteile die jeweilige Anschlussart mit sich bringt. Stattdessen ist die Klinkenbuchse und der dazugehörige Stecker fest in den Köpfen verankert und wird sofort mit einem Kopfhörer assoziiert. Allerdings haben sich in der Zwischenzeit auch weitere Anschlussarten weiterentwickelt, und erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Aber welche Anschlussart ist nun die Beste?

Der Wandler ist vorrangig

Bevor wir die zwei populärsten Anschlussarten vergleichen, sollte man sich erst einmal vergegenwärtigen, wie ein Kopfhörer überhaupt ein Signal zu Tage fördert, so dass wir unsere Musik überhaupt genießen können.
Heutzutage ist Musik zumeist digital gespeichert. Das heißt, dass die Daten entweder auf einer Festplatte, einem Flash-Speicher auf dem Smartphone oder auch auf einer CD gespeichert sind. Wird nun ein Kopfhörer angeschlossen, sei es über Klinke oder Bluetooth, werden die Daten an einen Vermittler weitergereicht, den D/A-Wandler.
D/A steht hier für Digital zu Analog. Dieser Weg ist unumgänglich, da hörbare Signale stets analog vorliegen. Die Musik bzw. jegliches Material muss also erst in ein analoges Signal umgesetzt werden, um an unsere Ohren weitergereicht zu werden.
Aus diesem Grund bestimmt der Wandler im Grunde das Ergebnis des Ausgangssignals. Selbstverständlich spielen auch noch andere Faktoren, etwa die Kopfhörerart oder das Audio- bzw. Videomaterial eine nicht unerhebliche Rolle für das endgültige Hörerlebnis.
Der Wandler ist aber die Komponente, die mitunter am wichtigsten für ein perfektes Hörerlebnis ausschlaggebend ist. Denn wenn der Wandler die digitalen Signale minderwertig umsetzt, ist auch das hörbare Signal entsprechend manipuliert.

Kabelgebundene Kopfhörer mit altbewährtem Klinkenstecker

Dennoch gibt es ein paar Unterschiede, die zu beachten sind.
Bei kabelgebundenen Kopfhörern sind wir es gewohnt, dass ein Ende des 3,5mm-Klinkenkabels in den Zuspieler, das andere in den Kopfhörer gesteckt wird.
Man könnte also meinen, dass das abzuspielende Material dem Kopfhörer also von der Zuspielquelle dem Kopfhörer direkt übermittelt wird. Die Klangqualität müsste deshalb doch am besten sein. Ganz so einfach ist es aber nicht.
Wird ein Kopfhörer nämlich per Kabel mit der Zuspielquelle verbunden, kümmert sich nicht der Kopfhörer um die Signalverarbeitung, sondern der Zuspieler selbst. Das heißt im Klartext, dass die Klangqualität fast immer vom Zuspieler abhängt, sofern man kein Interface dazwischen schaltet.
Ist der D/A-Wandler des Zuspielers also eher minder in der Qualität, führt dies zwangsläufig zu einer Verschlechterung und Verzerrung des finalen Klangeindrucks.

Mehr Flexibilität durch Wandlerunabhängigkeit

Obwohl diese Gegebenheit schnell als Nachteil aufgefasst werden kann, ist genau die Wandlerunabhängigkeit der größte Vorteil des kabelgebundenen Kopfhörers. Der Nutzer selbst entscheidet nämlich, welchen D/A-Wandler er einsetzen möchte. Entweder verwendet man den integrierten Wandler des Zuspielers, oder schaltet einfach einen qualitativ hochwertigeren Wandler zwischen Zuspieler und Kopfhörer.
Diese eigenständigen Wandler bieten meistens auch noch präzise Klangindividualisierung nach dem eigenen Geschmack und holen das Maximum an Klanglast aus eurem Kopfhörer heraus. Es sei aber angemerkt, dass der Nutzfaktor auch von dem verwendeten Kopfhörer abhängt.
Bei Apple EarPods etwa lohnt sich das Zwischenschalten eines Wandlers eher weniger, bei qualitativ hochwertigen Kopfhörern, etwa von Beyerdynamic oder Bowers & Wilkins dafür umso mehr.

Mehr Gebundenheit

Möchte man einen kabelgebundenen Kopfhörer, womöglich noch mit zusätzlichem Wandler unterwegs und überall verwenden, wird man schnell an Grenzen stoßen. Ständig muss man sich über die Verkabelung Gedanken machen und ist dadurch deutlich gebundene und eingeschränkter als es bei drahtlosen Kopfhörern der Fall ist.
Kabelgebundene Kopfhörer, vor Allem mit externem Wandler, eigenen sich daher eher für den Betrieb zu Hause an einem stationären Ort. Wer allerdings mit dem gewandelten Signal des Zuspielers zufrieden ist, kann sich eventuell mit einem kabelgebundenen Kopfhörer auch unterwegs anfreunden.

Drahtlose Kopfhörer: Ungebundenheit durch Bluetooth

Im Gegensatz zu kabelgebundenen Kopfhörern ermöglichen es drahtlose Kopfhörer, die Musik ohne permanente Kabelverbindung an den Kopfhörer zu übertragen. Auf den ersten Blick überwiegen hier zwar die Vorteile, allerdings gibt es nicht unerheblichen Nachteil.

Flexible Einsatzmöglichkeiten durch Ungebundenheit

Da drahtlose Kopfhörer ohne permanente Kabelverbindung mit Musik versorgt werden, eignen sie sich bestens für die Beschallung außer Haus. Egal ob in der Bahn, im Bus oder sonst wo, es stört kein ständiges Kabelgewirr und die Sorge um Kabelbrüche kann getrost anderen überlassen werden.
Darüber hinaus bietet diese Art von Kopfhörern noch einen entscheidenden Vorteil: nämlich die Möglichkeit seitens der Hersteller, Zusatz-Features einzubauen.
Ein prominentes Beispiel wäre apple mit seinen AirPods. Das automatische Ein- und Ausschalten durch Sensorik oder das Aktivieren des Sprachassistenten stellt keine Hürde dar und das Smartphone kann in der Tasche verweilen. Außerdem lassen sich noch weitere Chips implementieren, so dass etwa die Lautstärke autark gesteuert werden kann oder der Akku-Status gleich auf dem Display des Smartphones visualisiert wird.

Der Akku als Hemmschuh

Leider liegt genau beim Akku bereits der erste Nachteil eines drahtlos angeschlossenen Kopfhörers. Da es sich bei derartigen Modellen meist um kleine Computer handelt, bedarf es einer durchgehenden Stromversorgung durch einen integrierten Akku.
Dadurch ist bei einem Bluetooth-Kopfhörer nicht nur der Klang ausschlaggebend, sondern auch die Akku-Betriebsdauer.
Selbst wenn mit entsprechenden Cases die Akkus schnell wieder aufgeladen werden können, etwa bei den Apple AirPods, ist ein durchgehendes Musikvergnügen dennoch nicht möglich, da die maximale Laufzeit physikalisch begrenzt ist.

Integrierter Wandler als entscheidender Nachteil

Doch sieht man einmal von der Notwendigkeit von Akkus ab, gibt es noch einen weiteren, entscheidenden Nachteil gegenüber kabelgebundenen Konkurrenzprodukten.
Anders als bei diesen ist bei drahtlosen Kopfhörern der D/A-Wandler nämlich fest im Gerät integriert. Das heißt, dass die Musik über Bluetooth an den integrierten Wandler übertragen wird und dieser die digitalen Informationen dann in hörbare Signale umsetzt.
Das Problem ist hierbei, dass gute Kopfhörer im Bluetooth-Bereich sehr schnell Preissektoren überschreiten, die der durchschnittliche Konsument sonst für normal erachtet.
Des Weiteren darf nicht vernachlässigt werden, dass die Signalübertragung via Bluetooth selbst auch schon einige Klangverzerrungen mitbringt – vor Allem dann, wenn nur der gängige A2DP-Codec unterstützt wird.

Fazit: Kabelgebundene oder drahtlose Kopfhörer?

Wie bei vielen anderen Produktkategorien gehen die Meinungen auch hier weit auseinander. Betrachtet man aber die zuvor angeführten Punkte, eignet sich für anspruchsvolle Hörer eher ein kabelgebundener Kopfhörer mit externem D/A-Wandler.
Für mobile Einsatzzwecke, etwa in der Bahn, sollte für den größten Komfort zu einem hochwertigen Bluetooth-Kopfhörer, der sowohl APT-X oder AAC DirectStream unterstützt, gegriffen werden.
Ist der Wandler des Zuspielers aber ausreichend, kann hier auch gespart werden und auf einen kabelgebundenen Kopfhörer ohne externen Wandler zurückgegriffen werden.
Stört euch auch das Kabelgewirr mit einem zusätzlichen Wandler unterwegs hingegen überhaupt nicht, heißt es Klang vor Komfort und damit ein kabelgebundener Kopfhörer, mit zwischengeschaltetem D/A-Wandler.
Wer die Suche nach einem Kopfhörer aber nicht nur von der Anschlussart abhängig machen möchte, sollte sich außerdem noch mit den verschiedenen Kopfhörerarten vertraut machen, um das optimale Klangerlebnis zu erhalten. Die Anschlussart kann dann hinterher immer noch festgelegt werden, wobei bei Over-Ear-Kopfhörern, die vornehmlich zu Hause eingesetzt werden, eher die kabelgebundene Variante zu empfehlen ist.

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