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Huawei Mate 30 Pro Testbericht: Der vergessene Champion?

von Nils
huawei mate 30 pro titelbild

 

Die Huawei Mate 30 Reihe hatte in Europa einen sehr schwierigen Stand. Dies lag an der Blacklisting von Huawei durch den US-Präsidenten Donald Trump. Während in China sich die Mate 30 Geräte in Sekundenschnelle verkauften, mussten wir bis Dezember auf eines der Geräte in Deutschland warten. Das Huawei Mate 30 Pro erschien nur exklusiv über Media Markt und auch nur Online. Denn es hatte keine Google Dienste, welche in Europa nicht wegzudenken sind. Wir haben das Gerät getestet, sogar mit Google Apps.

Danke an Tradingshenzhen.com, welche uns ein Mate 30 Pro für zwei Wochen zum Testen zur Verfügung gestellt haben. Bei ihnen könnt ihr sicher und schnell Technik aus China importieren.

Lieferumfang:

Im Lieferumfang des Mate 30 Pro befinden sich natürlich das Gerät, ein Schnellladegerät und USB-C Kopfhörer. Da dies eine Chinesische Version ist, legt Tradingshenzhen noch ein DE auf CN Adapter für das Auflade Gerät und ein USB-C auf USB-A Adapter bei. Dieser wird nötig, wenn man die Google Dienste über verschiedenste Methoden auf das Smartphone spielen möchte.

 

Design/Verarbeitung und Display:

Das Mate 30 Pro hat wohl eines der kontroversesten Designs im letzten Jahr. Erst die “Waschmaschinen“ Kamera auf der Rückseite und dann das Wasserfall Display mit dicker Notch. Ich finde dies ist eine persönliche Entscheidung. Ich nehme die Notch gerne in Kauf, wenn ich dafür ein gutes Face Unlock bekomme. Dazu später mehr im Artikel. Das Kameradesign ist mit so egal, wenn die Kameras dafür gut sind und das sind sie. Auch dazu später mehr. Das Wasserfalldisplay ist einerseits mega cool!

huawei mate 30 pro design display

Das Design des Huawei Mate 30 Pro ist eines der kontroversen. Hier wird viel Schwarz/Weiß gedacht.

Es sieht wirklich so aus, als würde beim swipen der Inhalt einfach wie im Boden verschwinden. Andererseits bringt er auch Nachteile mit sich. Die Lautstärke Tasten sind jetzt digital, welches nur so semi-Gut funktioniert. Erstrecht in Apps wie YouTube, ist dies wirklich nervig, da ich immer Weiterspule anstatt die Lautstärke Tasten zu aktivieren. Ein weiterer Nachteil ist die Auflösung. Diese beträgt nur noch FHD+ anstatt QHD+. Das ist ein Rückschritt im Vergleich zum Vorgänger! Sieht man das krass? Nein! Ist das trotzdem doof? Ja! Denn der Preis liegt ganz klar im High-End Bereich und da sollte man so etwas erwarten dürfen.

huawei mate 30 pro design edge

Der „Wasserfall“ am Rande des Displays ist cool und nervig zugleich.

Die Verarbeitung

Diese kann ich in zwei Wörtern abarbeiten: Sehr hochwertig!

Sprechen wir nun über:

Das Display

Das Display ist ein 6,54 Zoll großes FHD+ OLED Display mit leider nur 60Hz. Dafür wird es mit Gorilla Glas 6 geschützt. Das Display ist mit 409 ppi auch sehr hochauflösend. Das, was das Display wirklich ausmacht, ist ein screen-to-body Ratio von ~94.1%! Mir hat das Display an sich wirklich gut gefallen, doch physische Lautstärke KLnöpfe wären schöner gewesen. Ich finde ich das Waterfall Display wirklich beeindruckend, doch mit dem Displayschutz ist das so eine Frage. Die 60Hz kann ich noch verkraften, da dass Gerät in 2019 erschienen ist. In 2020 darf sowas nicht mehr vorkommen.

 

Hardware:

Hier hat Huawei natürlich nur das Beste verbaut. Ich habe zum Testen die LTE-Version des Gerätes geliehen bekommen. Hier wurde dementsprechend nur der “normale“ Kirin 990 verbaut. Dazu gibt es 8 GB RAM und wahlweise 128/256 GB Speicher bei der LTE-Version oder 256/512 bei der 5G Version. Der Akku beträgt 4500 mAh, auf den stimme ich später eine Lobeshymne an! Dieser wird mit 40W per Kabel oder mit 27W per Wireless-Charging geladen. Reverse Wireless Charging kann das Gerät auch

Bei den Sensoren ist auch der aktuelle Standard verbaut worden. Bluetooth 5.0, WLAN 5, GPS + GLONASS, AGPS, Beidou, NFC (kann leider kaum genutzt werden), einen Fingerabdrucksensor im Display und “Face-ID“ Sensoren. Das sind eine menge Zahlen und Begriffe, auf die ich jetzt eingehen werde.

 

Der Prozessor

Dieser kann alles und wird in Zukunft auch alle Alltagsaufgaben locker bewältigen können. Ich hatte nie Performance-Probleme und auch der RAM kann sehr überzeugen. Dies sollte man aber auch bei dem Preis erwarten dürfen! Der Speicher ist dank UFS 3.0 auch schön schnell und kann per Huawei Nano Memory Card erweitert werden. Jeder normale Nutzer sollte aber mit 128 GB oder maximal 256 GB klarkommen.

Die Sensoren sind alles Standard, leider wurde kein WiFi 6 verbaut. Was ich hier sehr loben muss sind die Entsperrungs-Sensoren (Gesichtserkennung und der Fingerabdrucks Sensor). Die Gesichtserkennung ist unglaublich schnell und sehr Zuverlässig. Ich habe wirklich nur das Smartphone hochgehoben und durch Aktivieren der Entsperrung ohne noch „hochzuswipen“ zu müssen wird das Gerät direkt entsperrt. Der Fingerabdrucks Sensor funktioniert auch wirklich zuverlässig, doch diesen musste ich fast nie nutzen. Da ist mir wirklich jede Notch egal, wenn ich so eine gute Gesichtsentsperrung bekomme. In Zukunft kann dies hoffentlich unters Display gebaut werden.

Hier nochmal die ganze Hardware:

BetriebssystemAndroid 10.0
Display6.53″, 2400×1176 Pixel, 16 Mio. Farben, OLED, kapazitiver Touchscreen, Gorilla-Glas 6, Aussparung, HDR (HDR10)
Kamera hinten40.0MP, f/1.6, Phasenvergleich-AF, Kontrast-AF, Farbspektrumsensor, OIS, Dual-LED-Blitz, Videos @2160p/60fps, Videos @720p/7860fps (Kamera 1); 40.0MP, f/1.8, Weitwinkelobjektiv (Kamera 2); 8.0MP, f/2.4, OIS, Teleobjektiv (Kamera 3); ToF (Kamera 4)
Kamera vorne32.0MP, f/2.0 (Kamera 1); ToF (Kamera 2)
SchnittstellenUSB-C 3.1 Gen 1 (OTG), WLAN 802.11a/b/g/n/ac, Bluetooth 5.1 (aptX HD), NFC, Infrarot-Port
SensorenBeschleunigungssensor, Gyroskop, Annäherungssensor, Lichtsensor, Kompass, Barometer, Fingerabdrucksensor (Display), Gesichtsscanner (3D)
SoCHiSilicon Kirin 990, 64bit
CPU2x 2.86GHz Cortex-A76 + 2x 2.09GHz Cortex-A76 + 4x 1.86GHz Cortex-A55
GPUMali-G76 MP16
RAM8GB
Speicher128/256GB (UFS 3.0), NM Card-Slot (shared, bis 256GB)
NavigationA-GPS (L1/L5), GLONASS, BeiDou, Galileo (E1/E5a), QZSS (L1/L5)
ModemGSM (0.2Mbps/0.1Mbps), UMTS (42Mbps/5.76Mbps), LTE
Frequenzbänder2G (850/900/1800/1900), 3G (B1/B2/B4/B5/B6/B8/B19/B34/B39), 4G (B1/B2/B3/B4/B5/B6/B7/B8/B9/B12/B17/B18/B19/B20/B26/B28/B32/B34/B38/B39/B40/B41/B66)
NetzstandardsGPRS, EDGE, HSDPA, HSUPA, HSPA+, LTE-A, LTE-A Pro
Akku4500mAh, fest verbaut, kabelloses Laden (Qi, reversibel)
Ladeleistung40W (Huawei SuperCharge), 27W (kabellos)
SAR-Wert0.54W/kg Kopf
GehäuseformBarren
GehäusematerialGlas (Rückseite), Metall (Rahmen)
Farbesilber
Abmessungen158.1×73.1×8.8mm
Gewicht198g
SIM-FormfaktorNano-SIM (1x shared)
BesonderheitenDual-SIM, IP68-zertifiziert

Kamera/s:

Hier hatte ich persönlich riesige Erwartungen an Huawei. Die Kameras werden von ihren Geräten bis zum Himmel und weiter gelobt, deswegen habe ich hier jede Gelegenheit für Fotos genutzt. Sie haben mich nicht enttäuscht! Die Kameras sind wirklich Fantastisch. Für Fotos, bei Videos liegen sie noch hinter der Konkurrenz (Samsung, Apple). Verbaut wurden hier gleich vier Sensoren auf der Rückseite, einer auf der Vorderseite. Auf der Rückseite gibt es einen 40 MP Weitwinkelsensor/Hauptsensor, einen 40 MP Ultraweitwinkel Sensor und eine 8 MP Telefotokamera für einen 3X optischen Zoom. Zusätzlich verbaut Huawei eine ToF Kamera für die eine bessere 3D Erkennung. Auf der Vorderseite verbaut Huawei eine 32 MP Weitwinkelkamera, die ebenfalls durch einen ToF Sensor unterstützt wird.

Die Zahlen müssen aber überhaupt nichts zur Qualität aussagen. Ein Google Pixel macht mit seinem 12MP Sensor zum Teil viel bessere Bilder durch seine AI als ein Dahergelaufenes 48 MP Smartphone. Bei dem Mate 30 Pro macht das Fotografieren aber einfach Spaß. Kamera raus, auf den Sensor drücken und zu 95 % ein super Foto bekommen. Durch die Vielfalt an Sensoren kann man entweder ein super Ultraweitwinkel Bild schießen oder ein super Zoom Bild. Apropos Zoom: Dieser ist leider nicht derselbe wie beim P30 Pro. Hier liegt der Maximalzoom bei 30X, die 50X werden scheinbar der P Reihe vorenthalten.

huawei mate 30 pro kameras

Die Kameras im „Waschmaschinen“ Design sind kontrovers, knipsen aber super Fotos!

Die Farben

Die Farben sind schön dynamisch und auch die Schärfe ist wirklich gut. Bei Videos sieht es dann etwas anders aus. Selfie-Videos können leider nur in 1080p oder 720p mit 30 FPS aufgenommen werden. Das ist weit hinter der Konkurrenz (iPhone und S20 können 4K und 60). Bei den “normalen“ Videos hat Huawei sich verbessert. Hier kann endlich mit 4K 60 gefilmt werden, vor allem möchte ich die Slo-Mo Videos hervorheben. Diese sind einfach Fantastisch! In 720 kann sogar bis zu 265X verlangsamt werden, was wirklich beeindruckend ist.

Akku:

Der Akku ist ohne zu übertreiben wie von einer anderen Welt. Ich habe wirklich mit allen Mitteln probiert den Akku an einem Tag leer zu kriegen. Ich hatte am Ende des Tages (von 7 Uhr morgens bis 23 Uhr) noch 40 %. Dies mit 6H Screen on Time ist einfach irre! Nach meinem dritten Versuch habe ich aufgegeben. Ihr könnt mit dem Mate 30 Pro als auch ohne den Energiesparmodus locker zwei Tage auskommen.

Es ist einfach unglaublich toll mit 50 % irgendwo hinzugehen und zu wissen „Ich werde keine Akkuprobleme haben“. Wenn mal Ladebedarf ist, ist das Huawei Mate 30 Pro auch da super Ausgestattet. Ich hatte vergessen am Abend das Gerät an das Kabel zu packen. Kein Problem denn mit dem Fast-Charging hatte ich nach 20 Minuten wieder genügend Akku für den Tag. Reverse Wireless Charging ist auch super um meine Kopfhörer zu laden. Ihr merkt glaube ich schon, der Akku und die Lademöglichkeiten sind einfach super und sowas wünsche ich mir in jedem Smartphone!

huawei mate 30 pro akku

Am Ende des Tages lag meine Akkulaufzeit immer bei 60-40 %. Damit liegt Huawei mit ganz Vorne!

Software:

Jetzt kommen wir leider zum traurigen Teil, welcher mir sehr wehtut. Bis hierhin ist das Huawei Mate 30 Pro ein super Smartphone, welches ich ohne ein Wimpern zucken an jeden, auch für seinen Preis, empfehlen würde. Doch dann kam die ganze Spionage-Affäre, welche Huawei einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machte. Nun lag also mein Mate 30 Pro ohne irgendwelche Google Apps da und war für mich in der Form absolut unbenutzbar. Die China Version hatte sowieso noch ein paar Apps vorinstalliert, doch die App-Gallery ist zum jetzigen Zeitpunkt ein absoluter Witz und wirklich unbrauchbar.

Also habe ich mir über eine Methode die Google Apps darauf geladen. Ich hatte dann die Hoffung: Jetzt geht alles wie normal! Zu früh gefreut. Ja, man kann über den PlayStore Apps laden und diese werden auch geupdatet. Doch ich hatte einige weitere Probleme. Netflix? Geht nur über eine veraltete APK. WhatsApp Backups über Google Drive? Denkste! Die muss man sich per Kabel laden. Außerdem geht kein Google Pay, meine Amazfit Smartwatch hatte einige Verbindungsprobleme und manche Benachrichtigungen von Apps wurden zu spät oder erst gar nicht angezeigt.

 

Fazit:

Das Huawei Mate 30 Pro ist ein fantastisches Smartphone. Das Display ist innovativ, doch hat auch seine Nachteile. Die Hardware ist wirklich High-End und gerade der Akku ist einfach klasse. Die Kameras sind wirklich sehr Gut und sind durch die verschiedenen Linsen wirklich für jede Situation vorbereitet. Bis hierhin kann ich das Mate 30 Pro empfehlen. Leider wurde durch einen Politischen Konflinkt die Google Dienste Lizenz entzogen und Huawei‘s HMS ist noch nicht bereit (und wird es vielleicht nie) dies zu kompensieren. Die Google Dienste über dritte zu laden ist die einzige Option für Leute, welche die Google Dienste möchten. Es wird aber leider nie so wie mit einer echten Lizenz und der normale Nutzer hat auch sehr wahrscheinlich keine Lust an seinem 800-1000 € Smartphone rumzutüfteln.

Deswegen kann ich leider das Mate 30 Pro für den normalen Kunden (welche Google Dienste benutzen möchten) nicht empfehlen. Wer schon eher Technikaffin ist und sich es zutraut kann das Mate 30 Pro schon eher benutzen. Es gibt aber keine Garantie, dass die Google Dienste noch in 1-2 Monaten noch funktionieren und Google hat davon abgeraten diese über dritte zu installieren! Spannend wird dies für Kunden, welche von sich aus auf Google verzichten wollen. Diese könnten das Gerät als Chance sehen. Ich sehe leider aber verschenktes Potenzial durch eine Politische Entscheidung ohne jegliche beweise. Ich schaue aber gespannt auf die Entwicklung von HMS. Vielleicht kann es wirklich zu einer Alternative werden?

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