Häufig hört man in der Lautsprecher-Branche von der Anzahl der Wege. Entweder kauft man einen Breitband-Lautsprecher, ein Zwei-Wege-System, oder sogar ein Drei-Wege-System. Doch was bietet die jeweilige Bauweise für Vor- und Nachteile für den Endanwender?
Inhaltsverzeichnis
- Ein Weg für ein Frequenzspektrum
- Breitband-Lautsprecher: Ein Schallwandler für alles
- Zweiwege-Lautsprecher: Die am häufigsten verwendete Lautsprecherart
- Ein halber Weg mehr optimiert das Zweiwege-System
- Der Dreiwege-Lautsprecher: Das wohl beste Prinzip
- Multiweg-Lautsprecher: Mehr ist nicht gleich besser
- Fazit: Breitband-, Zwei-Wege-, oder Drei-Wege-Lautsprecher?
Ein Weg für ein Frequenzspektrum
Die Anzahl der Wege, die ein Lautsprecher mitbringt, definiert vereinfacht gesagt zunächst einmal die Anzahl der verbauten Wandler für ein bestimmtes Frequenzspektrum.
Hat man beispielsweise einen Tief/-Mitteltöner und einen Hochtöner verbaut, kann man von einem Zweiwege-System sprechen.
Nachfolgend werden wir die drei populärsten Arten genauer unter die Lupe nehmen und die verschiedenen Vor- und Nachteile aufzeigen.
Breitband-Lautsprecher: Ein Schallwandler für alles
Der Breitband-Lautsprecher verfügt über nur einen Weg, also einen Schallwandler. Dieser übernimmt das gesamte Frequenzspektrum, welches abzudecken ist.
Häufig trifft man diese Art des Lautsprechers bei kleinen Lautsprechern oder Satelliten an.
Sie können aber auch bei HiFi-Komponenten zum Einsatz kommen, um beispielsweise die bei Mehrwege-Lautsprechern auftretenden Verfälschungen durch Frequenzweichen in Form von sich überlappenden Frequenzbereichen zu minimieren.
Das Gehäuse von Breitband-Lautsprechern wird meistens als Horn oder Transmission Line-Gehäuse konstruiert, um den rückwärtig erzeugten Bassanteil effizienter zu nutzen.
Trotzdem sind Breitband-Lautsprecher nicht das Allheil-Mittel, auch wenn keinerlei Verfälschungen durch das Fehlen der Frequenzweiche auftreten.
Bei zunehmender Belastung der Membran kommen die Breitbänder nämlich sehr schnell an ihre Grenzen. Daher eignen sie sich eher für auf Zimmerlautstärke ausgerichtete Lautsprecher und können in diesem Lautstärke-Bereich sogar oft besser klingen, als mancher Mehrwege-Lautsprecher.
Zweiwege-Lautsprecher: Die am häufigsten verwendete
Lautsprecherart
Wir erinnern uns: zwei Wege, das bedeutet zwei Schallwandler. Denn bei einem Zweiwege-Lautsprecher kommt ein Tief/-Mitteltöner, sowie ein Hochtöner zum Einsatz.
In der Regel handelt es sich dabei um einen Kalotten-Hochtöner und einen Konus-Tieftöner, wobei der Tieftöner auch die mittleren Frequenzanteile beherrschen muss.
Setzt also die Kalotte beispielsweise ab 2 kHz an, spielt der Tieftöner bis zu einer gewissen Trennfrequenz, die die Frequenzweiche vorgibt.
Verwendet wird dieses Lautsprecherprinzip vor Allem bei Regallautsprechern, aber auch bei kleineren Standboxen.
Ein Vorteil gegenüber dem Breitband-Lautsprecher liegt vor Allem darin, dass deutlich höhere Pegel ohne Verzerrungseffekte möglich werden, weil sich zwei Schallwandler das Frequenzspektrum aufteilen.
Dennoch treten Verfälschungen durch die Frequenzweiche auf, etwa in Form von sich zwei überlappenden Frequenzbereichen.
Ein halber Weg mehr optimiert das Zweiwege-System
Auch wenn im Prinzip gilt, dass jeder Wandler einen Weg definiert, wird häufig versucht, die Lautsprecher hinsichtlich physikalischer Grenzen bestmöglich zu optimieren.
Aus diesem Grund gibt es zusätzlich zum Zweiwege-Lautsprecher auch eine Bauweise mit einem „halben Weg“ mehr.
Der zusätzliche halbe Weg ist dabei ein eigener Lautsprecher. Somit ergibt sich für den Zweieinhalb-Wege-Lautsprecher eine Gesamtzahl von drei verbauten Schallwandlern.
Das Prinzip funktioniert so, dass zur normalen Zweiwege-Konfiguration noch ein meist baugleicher Tieftöner verwendet wird, der im Gegensatz zum tief/-Mitteltöner nur das tiefere Frequenzspektrum abdeckt.
Die Tiefton-Bereiche überschneiden sich also und arbeiten teilweise parallel.
Hat man beispielsweise einen Konus-Tieftöner, der von 50 Hz bis 2 kHz spielt, gesellt sich einfach noch ein Tieftöner dazu, der von 50 Hz bis 500 Hz spielt.
Der Dreiwege-Lautsprecher: Das wohl beste Prinzip
Da wir nun von drei Wegen sprechen, besitzt ein Dreiwege-Lautsprecher in der Regel drei Schallwandler. Dies ermöglicht eine noch bessere Übertragung aller Frequenzen.
In der Praxis kommt ein Tieftöner, ein Mitteltöner und ein Hochtöner zum Einsatz.
Die Zuweisung der Frequenzbänder sowie der Trenn- bzw. Übergabefrequenzen erfolgt wie beim Zweiwege-System auch über die Frequenzweiche.
Wie die Namen der Töner schon zum Ausdruck bringen, kümmert sich der Tieftöner ausschließlich um tiefe Frequenzen, der Mitteltöner um mittlere und der Hochtöner um hohe Frequenzen.
Beispielsweise sorgt ein Konus-tieftöner für das Frequenzspektrum von 50 bis 200 Hz, während der Konus-Mitteltöner ab 200 Hz bis 2 kHz übernimmt und dann die Kalotte bis 20 kHz zum Einsatz kommt.
Es kann aber auch sein, dass ein Dreiwege-Lautsprecher im mittleren Zweig beispielsweise zwei Mitteltöner verwendet. Sind die Schallwandler umrahmend um den Hochtöner angeordnet, spricht man von einer D’Appolito-Anordnung.
Außerdem kann anstelle eines Konus-Mitteltöners auch ein Kalotten-Mitteltöner verwendet werden. Allerdings spielt der Tieftöner dann bis zu einer deutlich höheren Trennfrequenz, beispielsweise von 30 bis 500 Hz.
Der Vorteil gegenüber den Zweiwege-Systemen ist die präzisere Übertragung aller Frequenzanteile. Außerdem kann ein Dreiwege-Lautsprecher noch mehr Schalldruck erzeugen, ohne dass Verzerrungen auftreten. Zusätzlich dazu ist das Abstrahlverhalten gleichmäßiger und hochwertiger gegenüber Lautsprechern mit weniger Wegen.
Wie auch bei den Zweiwege-Systemen kann es aber auch hier zu einer Überlappung von Frequenzbereichen kommen, vor Allem weil mit jedem zusätzlichem Zweig die Abstimmung der Wandler aufwändiger wird. Je nach Einstellung und Qualität der Frequenzweiche gibt es dann breitere oder weniger breite Überlappungsbereiche.
Multiweg-Lautsprecher: Mehr ist nicht gleich besser
Natürlich lässt sich das Frequenzspektrum in weitere Zweige unterteilen. Jedoch erfordert das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Schallwandlern hohen Abstimmungsaufwand, da sich die Probleme bezüglich Harmonisierung der Lautstärke oder der Phasenlage mit jedem weiteren Zweig addieren.
Da HiFi-Lautsprecher aber stets ein lineares Klangbild liefern sollen, werden nur so viele Wandler eingesetzt, wie effektiv nötig. Nur auf Masse der Wege und Schallwandler zu setzen, macht also eher keinen Sinn.
Fazit: Breitband-, Zwei-Wege-, oder Drei-Wege-Lautsprecher?
Für die höchsten Klangansprüche ist auf jeden Fall ein Drei-Wege-System zu empfehlen. Allerdings befindet man sich hier oft schon in einem sehr sensiblen Preisbereich und auch die Größe sowie die Raumakustik spielt nicht selten eine wichtige Rolle.
Möchte man eher auf Regallautsprecher setzen, reicht auch ein Zwei- bis Zweieinhalb-Wege-System locker aus, wenngleich zu beachten ist, dass die Gleichmäßigkeit des Abstrahlverhaltens etwas beeinträchtigt ist.
Für die Beschallung zwischendurch reicht aber auch ein qualitativer Breitband-Lautsprecher aus, weil vor Allem dieser bei Zimmerlautstärke besser klingt und dabei die wenigsten Verfälschungen mitbringt.
Reicht Zimmerlautstärke hingegen nicht aus, ist auch hier das Zwei-Wege-System die bessere Wahl.
Darüber hinaus darf auch nicht vergessen werden, dass das Klangempfinden sehr subjektiv zu bewerten ist. Jeder muss also am Ende des Tages für sich selbst entscheiden, ob er beispielsweise überhaupt ein Drei-Wege-System braucht.
Für ein 15 qm großes Schlafzimmer kann beispielsweise auch ein Breitband-Lautsprecher genügen, während fürs Wohnzimmer das Drei-Wege-System die besser Wahl sein dürfte, sofern Größe keine rolle spielt.